Rente in den Nachbarländern – ein Beispiel für Deutschland?

Rente in den Nachbarländern – ein Beispiel für Deutschland?

Die Opposition aus CDU und CSU fordert ein höheres Rentenalter und die Pflicht einer betrieblichen Rente. Diese Ideen sind so alt wie unpopulär. Dabei geht es auch anders, wie die Beispiele für die Rente in den Nachbarländern aussehen. Während hierzulande noch über ein Renteneintrittsalter zwischen 63 und 70 gestritten wird, schaffen Österreich, die Niederlande und die Schweiz Fakten.

Probleme auch in der Schweiz

Wer die Rente in den Nachbarländern mit dem deutschen System vergleichen will, sollte zunächst in die Schweiz schauen. Die Eidgenossen galten sehr lange Zeit in Europa als das Vorbild beim Thema Rente. Niedrige Beiträge und hohe Renten werden jetzt allerdings zu einem Problem: Es fehlt an Beitragszahlern, aber die Lebenserwartung steigt immer weiter an. Dieses Problem ist auch aus Deutschland bekannt. In der Schweiz springt in dieser Situation ein sogenannter Ausgleichsfonds ein, wenn die Rentenkasse Verluste macht. Leider schmelzen auch die Fonds langsam dahin. Jetzt wollen die Schweizer versuchen, ihr Rentensystem anzupassen, aber die Reformpläne scheitern seit 26 Jahren an den Volksabstimmungen.

Ist Österreich ein gutes Beispiel?

Frauen gehen mit 60 und Männer mit 65 Jahren in den Ruhestand. Bei der Rente in den Nachbarländern galt Österreich ebenfalls lange als positives Beispiel. Aktuell wird versucht, das Rentenalter der Frauen dem der Männer anzupassen, ein Prozess, der schrittweise vorangeht. Die durchschnittliche Rente liegt in der Alpenrepublik bei 2200 Euro. Der Arbeitgeber zahlt 12,55 Prozent und die Beschäftigten 10,25 Prozent. Beneidenswert ist, dass in Österreich die Senioren sowohl Urlaubs- als auch Weihnachtsgeld bekommen. Die Rente wird also nicht zwölfmal, sondern vierzehnmal ausgezahlt. In Österreich werden Beamte nicht automatisch in die Rentenversicherung einbezogen. Vielmehr werden die Leistungen aus dieser Versicherung Schritt für Schritt denen der Erwerbstätigen angepasst.

Die Grundrente der Niederländer

Ein ganz anderes Beispiel für die Rente in den Nachbarländern sind die Niederlande. Hier bildet die gesetzliche Grundrente, die auch AOW-Rente genannt wird, den Grundstein des Rentensystems. Diese Rente ist deutlich höher als die Grundrente in Deutschland, die ja nur als Aufschlag auf sehr kleine Renten gezahlt wird. Jeder, der in den Niederlanden mindestens 50 Jahre alt ist, immer im Land gelebt hat und dort gemeldet ist, hat Anspruch auf diese Grundrente, die bei monatlich 1218 Euro liegt. Das Renteneintrittsalter beginnt mit 66 Jahren und zehn Monaten, soll aber im kommenden Jahr auf 67 Jahre steigen. Anders als in Deutschland basiert das Rentensystem in den Niederlanden auf drei Säulen: Zusätzlich zur Grundrente gibt es noch die private Vorsorge und die betriebliche Zusatzvorsorge. Die Grundrente bekommt sogar die frühere Königin Beatrix, die ihre Rente aber spendet.

Fazit

Wirft man momentan einen Blick nach Frankreich, dann sieht es dort in puncto Rente alles andere als zufriedenstellend aus. Vielleicht liegt es auch daran, dass das Rentensystem in Frankreich sehr komplex und kompliziert ist. So gibt es 42 verschiedene Einzelrenten-Systeme. Seeleute haben ein anderes System als Lokführer oder Bankangestellte, und die Rente für die Tänzer an der Pariser Oper sieht wieder anders aus. Zum Teil sind diese Rentensysteme veraltet, manche stammen noch aus der Zeit des Sonnenkönigs Ludwig XIV. Allein der Versuch der Regierung, das Rentensystem zu vereinfachen und das Renteneintrittsalter anzuheben, führte sofort zu heftigen Protesten in der Bevölkerung.

Bild: @ depositphotos.com / AndrewLozovyi

Ulrike Dietz