Wird Amazon Mobilfunkanbieter

Wird Amazon Mobilfunkanbieter?

Die Gerüchteküche brodelt, denn laut Bloomberg plant der Online-Versandhändler Amazon jetzt auch den Einstieg in das Mobilfunkgeschäft. Wer Prime-Kunde bei Amazon ist, soll in Zukunft sogar kostenlos telefonieren können. Dass Amazon Mobilfunkanbieter wird, dementiert das Unternehmen zwar, aber allein das Gerücht reicht schon aus, um die Anleger der T-Aktie in Angst und Schrecken zu versetzen. Was spricht dafür, dass Amazon Mobilfunkanbieter wird?

Die Verhandlungen laufen

Wie ernst es Amazon meint, geht aus den Meldungen von Bloomberg hervor, einer Nachrichtenquelle, die bekanntlich sehr gut informiert ist. Der Versandriese soll angeblich mit Verizon Communications Inc., T-Mobile US Inc. sowie mit Dish Network Corp. Gespräche geführt haben. Der Inhalt? Möglichst niedrige Großhandelspreise auszuhandeln. Nur so wird es dem Unternehmen überhaupt möglich, seinen Prime-Kunden Mobilfunktarife für zehn Dollar pro Monat oder sogar komplett kostenlos anzubieten. Die Gespräche sollen bereits seit sechs bis acht Wochen laufen, zeitweilig soll auch AT&T dabei gewesen sein. Offiziell handelt es sich zunächst nur um eine Idee, die wohl noch Monate bis zur Marktreife benötigt. Es kann auch sein, dass diese Idee wieder ganz verworfen wird, trotzdem reagieren die Investoren entweder begeistert oder erschrocken.

Trubel auf dem Aktienmarkt

Sollte Amazon Mobilfunkanbieter werden, dann wirft dieses Ereignis bereits seine Schatten voraus. So stieg beispielsweise die Aktie von Dish am Freitag an der New Yorker Börse um satte 18 Prozent. Ein Deal mit Amazon könnte dem bereits stark angeschlagenen Satelliten-TV-Unternehmen helfen, ein landesweiter Mobilfunkanbieter zu werden. Auf der anderen Seite fiel die Aktie von T-Mobile um 7,6 Prozent, die von AT&T um 3,8 und die von Verizon Communications um 3,5 Prozent. Die drei großen Anbieter in den USA müssten bei der Abwanderung der eigenen Kunden zu Amazon mit seinen günstigen Angeboten zusehen. Dass Amazon Mobilfunkanbieter werden möchte, machte sich auch in Deutschland negativ bemerkbar. Die Deutsche Telekom, die eine Mehrheitsbeteiligung an T-Mobile hält, hat in Deutschland 9,1 Prozent an der Börse verloren.

Ein lukratives Geschäft

Die Anleger haben reagiert und gezeigt, wie stark die Abhängigkeit der Telekom vom besonders lukrativen Geschäft in den USA ist. Sind es in Deutschland durchschnittlich 20 Euro, die die Telekom pro Kunde und Monat verdient, so sind es in den USA hingegen 50 Dollar. Diese Nachricht ist in ihren Auswirkungen auf die Mobilfunkmärkte einfach viel zu groß, um ignoriert zu werden und wird die Branche wohl noch eine ganze Weise beschäftigen. Nach Angaben der DPA geht man aber davon aus, dass letztendlich die Rationalität wird. Den Mobilfunkbetreibern kann nicht daran gelegen sein, dem Versandhändler einen billigen Zugang zum Netz auf Vorleistungsebene anzubieten. In den USA ist die Umsetzung der Amazon Idee daher eher unwahrscheinlich.

Fazit

Der Grund, warum es nicht zu einer Zusammenarbeit zwischen Amazon und den diversen Mobilfunkanbietern kommen wird, ist klar. So hätte T-Mobile bei einer solchen Partnerschaft nichts zu gewinnen und würde eher noch Kunden verlieren, wenn Amazon ihnen ein günstiges Angebot macht. Amazon selbst dementiert, aber es wird geprüft, ob man den Prime-Mitgliedern nicht noch mehr Vorteile anbieten sollte. Pläne, die den Mobilfunk betreffen, gibt es aber angeblich nicht, so Maggie Sivon, die Sprecherin des Unternehmens. Derzeit gibt es wohl keine Gespräche und auch Dish lehnte einen Kommentar dazu ab.

Bild: @ depositphotos.com / AlexRuhl

Ulrike Dietz