Bargeld abschaffen – was spricht dafür und was dagegen

Bargeld abschaffen – was spricht dafür und was dagegen?

In Deutschland wird vermehrt mit Karte bezahlt, obwohl Bargeld als niederschwellig, anonym und krisensicher gilt, oder als kriminell, ineffizient und schmutzig bezeichnet wird, je nachdem, welche Ansicht man teilt. Der Politik sind Münzen und Scheine schon lange ein Dorn im Auge, sie wollen das Bargeld abschaffen. Das steht offiziell zwar noch nicht zur Debatte, aber die Einschränkungen nehmen immer weiter zu.

Häufig genutzt

Das Bargeld abschaffen? Für die Mehrheit der Deutschen kommt das nicht infrage, sie lieben ihr bares Geld, es ist immer noch das am häufigsten genutzte Zahlungsmittel. Trotzdem gilt die Nutzung als rückständig und die elektronischen Alternativen legen immer weiter zu. Dieser Trend ist schon länger da und hat seit Corona immer mehr Freunde gewonnen. Auf dem Vormarsch ist vor allem das sogenannte Mobile Payment, das Bezahlen mit dem Smartphone. Was stagniert, sind die Zahlungen mit der Kredit- oder EC-Karte. Das Bargeld abschaffen hat seine Vorteile, aber leider auch seine Nachteile.

Was spricht für die Abschaffung?

Seit es Menschen gibt, haben sich die Zahlungsmittel immer weiterentwickelt und sind zunehmend effizienter geworden. Waren es früher Muscheln, Perlen oder Kakaobohnen, mit denen bezahlt wurde, so sind es heute Münzen und Scheine. Aus technischer Sicht gibt es deutlich effizientere Zahlungsmittel, die das Bargeld überflüssig machen. Im direkten Vergleich ist digitales Geld gegenüber den Münzen und Scheinen nicht mehr unpraktisch und vor allem nicht so teuer. Bargeld muss schließlich zuerst einmal produziert sowie transportiert werden. Corona hat den Menschen dann vor Augen geführt, dass Bargeld zudem ein hygienisches Problem darstellt.

Was spricht gegen die Abschaffung?

Nichts spricht dagegen, wenn elektronische Zahlungswege immer beliebter werden. Ein Problem wird jedoch daraus, wenn die Politik das Bargeld abschaffen will. Ob die Bürger so etwas mit sich machen lassen, ist fraglich, denn die Bezahlung mit barem Geld funktioniert auch ohne Strom, ohne Smartphone und andere Endgeräte. Dies ist ein entscheidender Vorteil, denn wer Münzen und Scheine in der Tasche hat, kann selbst dann noch bezahlen, wenn der Strom ausgefallen ist. Der Barzahler ist also immer unabhängig vom Server oder anderen technischen Geräten.

Das anonyme Bargeld

Mehr als eine halbe Million Menschen in Deutschland hat kein Girokonto. Vielfach sind diese Menschen in Bezug auf die Technik überfordert, es gibt vielleicht unklare Rechtsverhältnisse oder sie sind in finanzieller Not. Bargeld hingegen ist für jeden Menschen in jeder Situation nutzbar. Auf das anonyme Bargeld angewiesen sind nicht nur die Kirchen, sondern auch die Straßenmusikanten und die Obdachlosen sowie diejenigen, die gerne auf Flohmärkte gehen. Sie leben von kleinen Geldbeträgen, die bar gezahlt werden.

Fazit

Experten sind sich einig, dass es auch in Zukunft nicht möglich sein wird, das Bargeld ganz aus dem Verkehr zu ziehen. Die Banken haben ein eher gespaltenes Verhältnis zum Bargeld, denn es begrenzt beispielsweise die Negativzinsen. Als die Banken von ihren Kunden noch Geld verlangten, wenn sie deren Geld angenommen haben, hatten die Kunden eine gute Alternative: Falls die Gebühren zu hoch wurden, haben sie einfach ihr Geld von der Bank geholt und es zu Hause unter die Matratze geschoben. Diese Funktion des Bargelds wird auch jetzt schon durch die Obergrenze für Bargeld stark unterlaufen.

Bild: @ depositphotos.com / sinenkiy

Ulrike Dietz