Steht die Rente für Witwen vor dem Aus?

Steht die Rente für Witwen vor dem Aus?

Ein Aufschrei ging durch die Bevölkerung, als die Wirtschaftsweise Monika Schnitzer den Vorschlag machte, die Rente für Witwen abzuschaffen. Dies würde mehr Menschen dazu bewegen, arbeiten zu gehen, so Schnitzer, zugleich wäre der Mangel an Fachkräften behoben. So einfach wie sich die Wirtschaftsweise das Ganze vorstellt, ist es leider nicht, denn der Fachkräftemangel lässt sich damit nicht lösen. Viele Witwen müssen ohnehin heute schon arbeiten, um über die Runden zu kommen.

Wenig Anreize

So wie die Regelung aktuell ist, reduziert sie den Anreiz, einer Beschäftigung nachzugehen, sagte die Vorsitzende des Sachverständigenrats der Wirtschaftsweisen. Einen Ersatz für die Rente für Witwen hat Monika Schnitzer bereits parat – ein verpflichtendes Rentensplitting. Bei dieser Lösung werden die in einer Ehe erworbenen Rentenansprüche unter den Eheleuten aufgeteilt. Wenn ein Partner stirbt, bekommt der andere die Hälfte der ehelichen Ansprüche, sowie die eigene, schon vor der Ehe erworbenen Anteile. In Deutschland beziehen 4,5 Millionen Frauen eine Rente für Witwen, 772.000 Männer bekommen eine Witwerrente. Diese Zahlen entsprechen allerdings nicht den 5,2 Millionen potenziellen Arbeitskräften. Die Rente für Witwen wird in großer Mehrzahl an Seniorinnen ausgezahlt, die nicht mehr arbeiten können.

Der Anspruch auf die Witwenrente

Wer hat in Deutschland eigentlich einen Anspruch auf eine Witwenrente? Die Rente bekommen diejenigen, die mit dem Ehepartner mindestens ein Jahr lang verheiratet waren. Die gleiche Regelung gilt auch für sogenannte eingetragene Lebenspartnerschaften zwischen homosexuellen Partnern. Dazu kommen noch Sonderfälle, in denen auch Eheleute, die vor dem 1. Juli 1977 geschieden wurden, einen Anspruch auf die Rente haben. Heiratet eine Witwe noch einmal, dann erlischt der Anspruch auf die Witwenrente. Sollte die Ehe mit einer Scheidung enden, dann kann die ursprünglich gezahlte Rente der Hinterbliebenen noch einmal beantragt werden.

Wie hoch ist die durchschnittliche Witwenrente?

Laut einer aktuellen Statistik beträgt die durchschnittliche Witwenrente in Deutschland 696 Euro, Witwer bekommen im Schnitt nur 375 Euro. Da es sich hier nur um einen groben Durchschnitt handelt, können die Unterschiede bei den Witwenrenten nur verzerrt dargestellt werden. Fest steht aber, dass die Witwenrente in der heutigen Zeit kaum zum Überleben reicht. Rund drei Viertel aller Rentenempfänger haben im Monat nur 900 Euro zur Verfügung. Die Mehrzahl der Frauen selbst kann kaum Rente dazubekommen. Aufgrund dessen reicht es vielfach nicht aus, alle anfallenden Kosten zu bezahlen. Nur fünf Prozent der Witwen hat mehr als 1200 Rente im Monat zur Verfügung, niemand kommt auf 2000 Euro oder mehr. Möglich wird so etwas nur, wenn viele unterschiedliche Kriterien erfüllt werden, die aber keine Witwe erfüllen kann. Unterschieden wird bis heute zwischen der großen und der kleinen Witwenrente.

Fazit

Frauen und Männer, die früh verwitwet sind und Kinder haben, müssen arbeiten gehen, weil das Geld nicht zum Leben reicht. Nach Angaben des Statistischen Bundesamts ist die Zahl der Erwerbsträger in den letzten Jahren stetig angestiegen. Betroffen ist besonders die Altersgruppe zwischen 60 und 65 Jahren. Hier nahm die Erwerbsbeteiligung so stark zu, wie in keiner anderen Altersgruppe. In den vergangenen Jahren stiegen die Zahlen 2012 von 47 Prozent auf rund 63 Prozent im Jahr 2022. Witwen und Witwer dürfen weiter arbeiten, aber ihr Nettoeinkommen darf dabei eine bestimmte Grenze nicht überschreiten. Ist dies der Fall, dann gibt es weniger Hinterbliebenenrente.

Bild: @ depositphotos.com / alexraths

Ulrike Dietz