Beschwerden über Banken nehmen deutlich zu

Beschwerden über Banken nehmen deutlich zu

Ein schlechter Service, eine zu langsame Schadensbearbeitung und vor allem ständig steigende Gebühren – Tausende von Verbrauchern haben sich im vergangenen Jahr mit einer Beschwerde über ihre Bank an die Finanzaufsicht gewandt. Die Finanzaufsicht BaFin hat 2022 deutlich mehr Beschwerden über Banken registriert als in den Jahren zuvor. Die Zahl der Reklamationen stieg im letzten Jahr um ein Fünftel auf 15.000, wie die BaFin jetzt mitteilte.

Worüber sich Bankkunden beschweren

Besonders häufig beschweren sich die Verbraucher über die Sperrung oder die Schließung ihres Kontos. Auf dem zweiten Beschwerdeplatz sind Probleme mit den EC-Karten oder Kreditkarten zu finden, auch zivilrechtliche Fragen stehen immer wieder im Fokus. Nicht nur die BaFin, sondern auch die Verbraucherschützer berichten von immer mehr Beschwerden über Banken. Die Kunden sind zunehmend verunsichert, vor allem nach den Turbulenzen um die Schweizer Bank Credit Suisse und die Silicon Valley Bank in den USA.

Kein Vertrauensverlust

Die Deutsche Kreditwirtschaft, welche die Interessen der deutschen Finanzinstitute vertritt, sieht dies alles ganz anders. Hier ist von einem Vertrauensverlust der deutschen Verbraucher keine Rede. Der Bankenmarkt in Deutschland sei sehr robust und vor allem stabil, so ein Sprecher. Schließlich gäbe es in jeder Branche, bei jeder Dienstleistung und in jedem Geschäft Meinungsverschiedenheiten, Banken und ihre Kunden machten da keine Ausnahme. Für die Deutsche Kreditwirtschaft sind die Beschwerden über Banken seit 2021 sogar rückläufig.

Das sagen die Verbraucherzentralen

Für die Verbraucherzentralen ist allein die Tatsache, dass immer mehr Verbraucher Anfragen haben und Rat suchen, ein Zeichen dafür, dass sie den Geldinstituten nicht mehr vertrauen. Mittlerweile landen auch immer mehr Meinungsverschiedenheiten zwischen den Kunden und ihrer Bank vor Gericht. Es werden Urteile erstritten, bei denen es um einseitige Zinsanpassungen besonders bei Prämiensparverträgen geht, aber auch um nicht mehr nachvollziehbare Nachhaltigkeitsversprechen bei Geldanlagen.

Beschwerden über Banken drehen sich um Änderungen bei den Geschäftsbedingungen, denen der Kunde nicht explizit nicht zugestimmt hat. Inzwischen haben 31 Prozent der Bankkunden sehr wenig oder gar kein Vertrauen mehr in die Finanzbranche.

Eine Belastung für die Banken

Im April 2021 hat der Bundesgerichtshof entschieden, dass eine Erhöhung der Kontogebühren nicht ohne die Einwilligung der Kunden stattfinden darf. Das Urteil passt den Banken überhaupt nicht. Ganz gleich, ob im Online-Banking oder per Post, von den mehr als 110 Millionen Kontoinhabern in Deutschland eine Zustimmung einzuholen, ist für die Bankinstitute kaum möglich. Sie sehen darin eine zu große finanzielle wie auch bürokratische Hürde, so ein Experte des Branchenverbands. Vor der Entscheidung durch den BGH reichte es aus, die Kunden über bevorstehende Änderungen bei den Geschäftsbedingungen nur zu informieren. Haben die Kunden nicht widersprochen, dann galt das Ganze als angenommen.

Fazit

Das Vertrauen der Deutschen in die nationale und die internationale Finanzwirtschaft ist aktuell sehr schlecht. Diese Vertrauenskrise ist zudem dem Umstand geschuldet, dass die Finanzbranche in den vergangenen Jahren immer wieder die Bedingungen zu ihren Gunsten angepasst hat. Der Kunde wurde nicht gefragt, ob ihm geänderte Geschäftsbedingungen passen oder nicht. Dementsprechend fühlen sich viele Bankkunden übergangen und nicht ernst genommen. Dazu kommt, dass Verbraucher ihrer Bank kein Vertrauen mehr schenken, wenn es um Geldanlagen geht. Auch hier entsteht nach Aussage der Verbraucherzentralen immer mehr der Eindruck, dass die Banken nur im eigenen Interesse handeln.

Bild: @ depositphotos.com / AntonioGuillemF

Ulrike Dietz