Grunderbe für alle – so wollen die Jusos die Ungleichheit beenden

Grunderbe für alle – so wollen die Jusos die Ungleichheit beenden

Jedes Jahr werden in Deutschland Milliarden vererbt, aber nicht alle können von dem Geldregen profitieren. Die Jugendorganisation der SPD will das jetzt ändern, und zwar mit dem sogenannten Grunderbe für alle. Damit wollen die Jusos die Erbschaftssteuer völlig neu gestalten, aber so etwas ist natürlich nicht umsonst zu haben. Was kostet dieses Grunderbe für alle und welche Voraussetzungen müssen dafür erfüllt werden?

In Deutschland wohnen

Für alle, die heute noch unter 18 Jahre alt sind, muss sich das Ganze wie ein Märchen anhören: Mit dem Grunderbe für alle will der Staat praktisch Geld verschenken, und zwar 60.000 Euro. So wollen es die jungen Sozialdemokraten auf ihrem Bundeskongress Mitte November beschließen. Es gibt nur eine Voraussetzung, um an den Geldregen zu kommen: Die jungen Leute müssen ihren Wohnsitz in Deutschland haben. Nach Ansicht der Jusos ist die Idee, mit Arbeit zu Wohlstand zu kommen, im aktuellen System nicht möglich und so zu einer Legende geworden. Das Grunderbe für alle, das mit weiteren Maßnahmen flankiert werden soll, kann dabei hilfreich sein, diesen Teufelskreis endlich zu durchbrechen. So sieht es zumindest die Vizechefin der Jusos, Sarah Mohamed.

Keine neue Idee

Die Idee, dass jeder mit der Volljährigkeit ein Erbe antreten kann, ist nicht ganz so neu. Bereits 2022 hatte ein Ökonom des Berliner Wirtschaftsinstituts für ein Grunderbe plädiert, aber in der Höhe von 20.000 Euro. Damals wie heute ist der Hintergrund gleich: Bürger, die bei Erbschaften in der eigenen Familie ausgehen, sollten eine Art Grundkapital vom Staat bekommen. Mit diesem Geld könnten sie dann selbstständig ein Vermögen aufbauen und hätten bessere Chancen auf eine Karriere. Allerdings stellt sich immer noch die Frage: Wie soll das Ganze finanziert werden? Die Jungsozialisten haben einen Betrag von 45 Milliarden Euro errechnet. Ihrer Ansicht nach sind das nicht einmal 15 Prozent der 400 Milliarden, die ohne Leistung jedes Jahr vererbt werden.

Die entsprechende Besteuerung

Einen Unterschied soll es bei der Besteuerung geben. Die Steuer soll, nach einem Freibetrag von einer Million Euro, zehn Prozent betragen und dann langsam, aber sicher ansteigen. 20 Prozent sind es bei zwei Millionen Euro und 30 Prozent bei drei Millionen Euro. Wer die neunte Million geschafft hat, zahlt dann auch 90 Prozent. Wie realistisch ist diese Rechnung? Was stimmt, ist die richtige Größenordnung des Betrages, der pro Jahr anfällt. Aktuell leben geschätzt 765.000 Menschen in Deutschland, die im nächsten Jahr volljährig werden. Die Bundesregierung müsste 2024 also knapp 46 Milliarden Euro nur für das Grunderbe ausgeben, was, gemessen am kompletten Bundeshaushalt, nur ein mittelgroßer Betrag ist. 2022 beispielsweise betrug der Bundeshaushalt 481 Milliarden Euro.

Fazit

168,5 Milliarden Euro muss allein das Bundesministerium für Arbeit und Soziales ausgeben. Der Hauptanteil sind dabei Renten und Grundsicherungsleistungen, wie beispielsweise das Arbeitslosengeld. Jedoch kommen immer mehr Ausgaben dazu, was schließlich dazu führt, dass verschiedene Sondervermögen aufgelegt werden müssen. Wird das geplante Grunderbe tatsächlich in die Tat umgesetzt, dann müssen die Ausgaben anderen Einnahmen gegenüberstehen. Die geplante Erbschaftssteuer wäre ein Weg, aber die liegt aktuell bei nur 11,4 Milliarden Euro, gerade einmal ein Viertel der Summe, die für das allgemeine Grunderbe benötigt würde.

Bild: @ depositphotos.com / lkeskinen0

Ulrike Dietz