Was sich beim Rentensystem ändern muss

Was sich beim Rentensystem ändern muss

Wer eine Umfrage startet, was sich beim deutschen Rentensystem ändern muss, wird wahrscheinlich viele unterschiedliche Antworten bekommen. Tatsächlich sind es aber nur wenige Dinge, die sich beim Rentensystem ändern müssen. Für die Menschen ist ein Grund erfreulich, aber leider nicht für die Rentenkasse. Ein anderer Grund wird die Bürger verärgern, aber wenn das Rentensystem nicht implodieren soll, ist ein Einschnitt nicht zu vermeiden.

Länger leben

Viele Menschen in Deutschland unterschätzen ihre Lebenserwartung und genau das kann böse Folgen nach sich ziehen, insbesondere bei der Rente geht. Eigentlich ist es eine sehr gute Nachricht: Die Deutschen werden immer älter. Seit den 1960er Jahren ist die zu erwartende Restlebenszeit eines 65-Jährigen stark angestiegen. Damals hatten Männer in diesem Alter noch höchstens zwölf Jahre vor sich, Frauen noch 14 Jahre. Wer aber heute 65 Jahre alt ist, lebt durchschnittlich noch 18 Jahre bei den Männern und 21 Jahre bei den Frauen. Dies ist unter anderem auch dem medizinischen Fortschritt zu verdanken. Die gute Nachricht hat jedoch einen Haken, nämlich die finanziellen Folgen, und zwar nicht nur für jeden Einzelnen, sondern besonders für das Rentensystem.

Das Geld fehlt

Dass sich das Rentensystem ändern muss, steht außer Frage und dürfte jedem klar sein. Die Mehrheit weiß, dass sie einen deutlich längeren Lebensabend vor sich hat, als es noch bei den Eltern oder Großeltern der Fall war. Eine Studie des Instituts für Wirtschaft hat das in einer Studie deutlich belegt. Die Deutschen unterschätzen ihre Lebenserwartung um fünf Jahre, für die nach dem jetzigen Rentensystem aber das nötige Geld fehlt. Wer sich bei der Lebenserwartung verschätzt hat, wird zugleich Fehler bei der Vermögenskalkulation gemacht haben. Dies ist ein individuelles Problem, ein ganz anderes Problem ist hingegen die gesetzliche Rente. Dieses sogenannte Umlagesystem gerät an seine Grenzen, auch, weil die Menschen in Deutschland deutlich länger leben.

Die überfällige Rentenreform

Was sich beim Rentensystem ändern muss, ist vielen nicht bewusst. Der demografische Wandel zwingt die Politik zum Nachdenken, ebenso wie der Renteneintritt derjenigen, die aus der sogenannten „Babyboomer-Generation“ stammen. In den kommenden fünf bis zehn Jahren werden immer mehr Rentner auf weniger Beitragszahler treffen, was dann zur größten Herausforderung für die Rentenkassen wird. Wenn diese Millionen Deutsche im Schnitt auch noch deutlich länger leben, wird das ganze System in sich zusammenbrechen. Eine umfassende Rentenreform ist demzufolge längst überfällig. Eigentlich wollte die Ampel-Koalition diese Reform anpacken, geschehen ist aber nichts. Dazu braucht es Politiker, die Mut haben, die wichtigen Probleme anzusprechen und das Gesagte anschließend tatsächlich umzusetzen.

Fazit

Um etwas zu ändern, muss das Renteneintrittsalter angehoben werden. Geschieht das nicht, dann wird das Rentensystem völlig aus dem Gleichgewicht geraten, und zwar zwischen denen, die Beiträge zahlen und denen, die bereits in Rente sind. Kommt es schlimm, was zu befürchten ist, dann platzt eines Tages die komplette Finanzierung der Rente. Falls die Anhebung des Rentenalters allein nicht reicht, dann muss zudem über eine Kürzung des Rentenniveaus nachgedacht werden. Dies war bisher ein Tabuthema, da man damit keine Wahlen gewinnen kann. Die Renten sinken dabei übrigens nicht, sie werden lediglich weniger stark erhöht, wenn parallel dazu das Lohnniveau steigt.

Bild: @ depositphotos.com / Kanghyejin

Ulrike Dietz