Immer mehr Unternehmen in Not

Immer mehr Unternehmen in Not

In den letzten Wochen sind immer Unternehmen in Not geraten, darunter auch der Schuhhändler Görtz oder das Modeunternehmen Gerry Weber. Sie rutschten in die Zahlungsunfähigkeit und es wird sich erst in den kommenden Monaten zeigen, ob sich daraus nicht eine Insolvenzwelle entwickelt. In vielen Innenstädten wird es , weil die Unternehmen in Not einige ihrer Filialen schließen müssen, wie unlängst die Kaufhauskette Kaufhof gezeigt hat.

Angst vor der Pleite

Tapfer wehrten sich die Unternehmen in Deutschland gegen die Folgen der Corona-Pandemie. Sie schafften es dank Kurzarbeit, Sonderregelungen und letztendlich auch durch üppige finanzielle Zuwendungen vom Staat. Dann kamen neben dem Krieg in der Ukraine auch die steigenden Kosten für Energie. Hier gerieten sogar die ersten großen Unternehmen in Not, aber es gab noch keinen spürbaren Anstieg der Insolvenzen und der Arbeitslosigkeit. Jetzt aber ist die Pleitewelle in Deutschland angekommen, wenn auch nur in einer eher kleineren Form. Um knapp ein Viertel ist die Zahl der Pleiten im Juli angestiegen, meldete das Statistische Bundesamt in seiner aktuellen Pressemitteilung. Dies ist immerhin ein Plus von mehr als 23 Prozent gegenüber dem vorigen Monat und deutlich mehr als noch im Mai.

Der Druck wächst

Deutlich schlimmer sehen hingegen die Zahlen des Leibnitz-Instituts für Wirtschaftsforschung Halle aus. Wenn man dem Institut glauben darf, liegt die Zahl der Firmenpleiten, in direktem Vergleich mit dem Vorjahr, bei 44 Prozent. Da jetzt selbst größere Unternehmen in Not sind, werden von den Insolvenzen 9300 Arbeitsplätze betroffen sein. Offenbar trifft jetzt ein, was Experten schon länger befürchtet haben: Es fliegen immer mehr Firmen aus der Kurve. Neben der deutlich schlechteren Auftragslage sind es vor allem die Kosten, die einfach nicht mehr zu stemmen sind. Viele Unternehmen werden in der Folge zahlungsunfähig und müssen dann ihren Betrieb einstellen.

Schlechte Aussichten

Die Politik sieht das Ganze offenbar anders, denn von dieser Seite ist zu hören, dass es sich „nur“ um eine „Normalisierung“ nach den Corona-Jahren handelt. Von „Nachholeffekten“ ist da die Rede und eine „Insolvenzwelle“ könne man „explizit ausschließen“. Den betroffenen Firmen und ihren Angestellten muss so etwas wie Hohn in den Ohren klingen, denn auf sie wartet ein hartes Schicksal. Es sind nicht nur die steigenden Zinsen, sondern auch die mehr als düsteren Aussichten für die Konjunktur, die wahrscheinlich noch viele Unternehmen treffen wird. Unter den stetig steigenden Kosten leidet besonders die Bauwirtschaft. Dies führt dazu, dass die Zahl der stornierten Projekte seit Beginn des Jahres immer weiter steigt, den Rest erledigen die hohen Baukosten. Die Unternehmen haben es momentan schwer, obwohl die Auftragslage gut ist. Trotzdem geraten sie, wie viele andere auch, immer weiter unter Druck.

Fazit

Anders als in den anderen Industrieländern weltweit steht der Wirtschaft in Deutschland ein sehr schwacher Herbst bevor. Die Konjunktur hat sich deutlich abgekühlt und aller Voraussicht nach wird sich das Bruttoinlandsprodukt 2023 um 0,3 Prozent reduzieren. Außerdem geht der Konsum der deutschen Verbraucher, bedingt durch die noch anhaltend hohe Inflation, noch weiter zurück, was bei den Produzenten und den Händlern zu neuen Problemen führen wird. Vielleicht behalten ja doch diejenigen Recht, die wenig von der Schwarzseherei halten. Zu befürchten ist aber, dass das Ende der Fahnenstange noch lange nicht erreicht ist und noch mehr Unternehmen aufgeben müssen.

Bild: @ depositphotos.com / Dmyrto_Z

Ulrike Dietz