Wie gefährlich ist die Krise beim Wohnungsbau

Wie gefährlich ist die Krise beim Wohnungsbau?

400.000 neue Wohnungen, und zwar jedes Jahr – dies war das selbst gesteckte Ziel der Regierung. Davon kann jetzt keine Rede mehr sein, denn die Krise beim Wohnungsbau nimmt immer drastischere Formen an. Der Immobilienverband warnt daher vor einer stark verschärften Krise beim Wohnungsbau. Aber wie gefährlich ist diese Krise und geht sie deutlich tiefer, als die Verantwortlichen zugeben wollen?

Was sagt das Frühlingsgutachten?

Jedes Jahr im Frühling legen die sogenannten Immobilienweisen ein Gutachten vor, was darüber informiert, wie es um den Wohnungsbau in Deutschland bestellt ist. In diesem Jahr heißt es: Das Ziel wurde mehr als deutlich verfehlt, sowohl bei den Baufertigstellungen als auch den Baugenehmigungen. Noch immer zehrt der Bund beim Bau von neuen Wohnungen von den Projekten, mit denen vor der Erhöhung der Zinsen begonnen wurde. Die Krise beim Wohnungsbau entstand durch die immer wieder einbrechenden Zahlen bei den Genehmigungen sowie aufgrund der Bauzeiten. Aller Voraussicht nach werden es nicht mehr als 150.000 Wohnungen im Jahr werden. Die 400.000, die von der Regierung angestrebt wurden, rücken damit in weite Ferne.

Es reicht einfach nicht

270.000 neue Wohnungen hielt der Immobilienverband im vergangenen Jahr für realisierbar, aber auch diese Marke wurde verfehlt. Das aktuelle Zinsniveau, die Preise für Bauland, die Baukosten und die Mieten – alle diese Faktoren machen den Bau von neuen Wohnungen unattraktiv, so die Meinung der Experten. Es reicht einfach nicht, einen guten Willen zu haben, auch die Rahmenbedingungen müssen stimmen. Der Zentrale Immobilien Ausschuss ZIA, hat Bundesbauministerin Klara Geywitz (SPD), ein Gutachten über die Krise beim Wohnungsbau übergeben und sie gleichzeitig vor einem „sozialen Debakel“ gewarnt. Aktuell fehlen mehr als 600.000 Wohnungen, im nächsten Jahr werden es wohl 720.000 und 2030 mehr als 800.000 sein.

Vielleicht ein Weckruf

Die Wohnungsbauexperten sehen die Zahlen als einen Weckruf an die Regierung oder noch drastischer, als einen „Sirenenalarm“, so Andreas Mattner, der Präsident der ZIA. Die Hauptursache für diese schlechte Entwicklung sind die im Frühjahr 2022 gestiegenen Zinsen. Damit sind alle Projekte im Wohnungsbau auf einen Schlag unwirtschaftlich geworden. In der Folge kam es zu einem kompletten Stopp beim Wohnungsbau. Der Neubau von Wohnungen steckt definitiv in einer sehr tiefen Krise. Die „schwarze Null“ bei den Wohnungsneuentwicklungen wird nach Ansicht der ZIA erst dann erzielt, wenn die durchschnittliche Miete von 21 Euro für den Quadratmeter erreicht ist. Dies wird aber kaum möglich sein und die bittere Bilanz lautet: Wer baut, riskiert einen Bankrott. Die Immobilienweisen haben noch einmal darauf hingewiesen, dass die staatlich bedingten Abgaben aufs Wohnen endlich gesenkt werden müssen, damit sich etwas ändern kann.

Fazit

Nach einem Gutachten entstehen rund 37 Prozent der Baukosten in der Bundesrepublik durch Abgaben an den Staat. Die Immobilienweisen und der ZIA sind sich einig, dass es der Staat ist, der hier „fette Beute“ macht. Der ZIA hält die steuerlichen Anreize, welche sich die Regierung und der Bundestag für die degressive Abschreibung wünschen, für unverzichtbar. Sie sind ein wichtiger Teil des sogenannten Wachstumschancengesetzes, was aber weiterhin beim Bundesrat auf Ablehnung stößt. Um dieses Problem zu lösen, schlägt der ZIA ein Programm zusammen mit der staatlichen Förderbank KfW vor, welches die Zinsen auf zwei Prozent senkt.

Bild: @ depositphotos.com / Imagenet

Nadine Jäger