Ein Land ohne Zinsen und warum das den Anlegern Angst macht

Ein Land ohne Zinsen und warum das den Anlegern Angst macht

Gibt es tatsächlich ein Land ohne Zinsen? Ja, das gibt es und es heißt Japan. Während in Deutschland die Phase der Nullzinsen kein Thema mehr ist, ist die Nullgrenze im Land der aufgehenden Sonne schon seit Jahrzehnten die Regel. Aber jetzt soll sich auch im Land ohne Zinsen etwas radikal ändern, allerdings haben die Anleger vor dieser Veränderung große Angst.

Im Ausland anlegen

In einem Land ohne Zinsen, wie es in Japan der Fall ist, müssen sich die Anleger etwas einfallen lassen, wenn sie ihr Geld vermehren wollen. Investoren aus Japan legen ihr Geld deshalb im Ausland an. Inzwischen sind so mehr als drei Billionen US-Dollar zusammengekommen. Für die Entwicklung der amerikanischen Staatsanleihen sind die Anleger aus Asien ein wichtiger Posten. Wer in den USA anlegt, drückt automatisch die Rendite und wer sein Geld wieder abzieht, begünstigt die steigenden Renditen. Dies wirkt sich sogar bis nach Europa aus, da es Auswirkungen auf die reale Wirtschaft und den Devisenmarkt hat.

Die Börsianer sind alarmiert

Führt Japan Zinsen von 0,5 bis 0,7 Prozent ein, dann hat das auf Anleihen, die zehn Jahre laufen, kaum einen Unterschied. Für die japanische Zinspolitik hingegen ist es ein gewaltiger Sprung und ein Fingerzeig, der selbst erfahrene Börsianer aufschreckt. Seit 2016 hat es die Notenbank Japans erfolgreich verhindert, dass der Schlüsselsatz nicht über die 0,5 Prozent steigt. Jetzt muss das Land ohne Zinsen umdenken und die drittgrößte Volkswirtschaft der Welt vollzieht geldpolitisch eine andere Ausrichtung. Da rückt der Kampf um die Deflation etwas in den Hintergrund, denn auch in Japan steht die Angst vor einer Inflation jetzt im Zentrum.

Machen die Japaner ernst?

Falls das Land der aufgehenden Sonne tatsächlich einen Straffungskurs einschlägt, stehen insbesondere den zahlreichen Großinvestoren noch viele schlaflose Nächte bevor. Die Japaner haben immerhin gut 1,1 Billionen Dollar in Staatsanleihen der USA investiert und sind damit zugleich die größten Gläubiger. Die große Gefahr, die jetzt droht, heißt Inflation. Dass diese Währungsspekulationen gefährlich sind, war allen Beteiligten bekannt. Die Anleger leihen sich die japanische Landeswährung Yen zu einem sehr niedrigen Zinssatz. Dann investieren sie das Geld in andere Währungen, wie beispielsweise in Euro oder Dollar, auch der Kauf von Aktien und Anleihen ist möglich. Geht es um reine Währungsspekulationen, dann halten sich die Risiken in einem kleinen Rahmen, da es ja hohe Zinsen für das investierte Geld gibt. Nicht nur in Japan, sondern auch in den USA ist diese Praktik sehr beliebt, denn der Yen hat kurze Laufzeiten und niedrige Zinsen. Für eine Anleihe von zwei Jahren gibt es 0,02 Prozent, der amerikanische Pendant hingegen lockt mit fünf Prozent.

Fazit

Wenn die Gier kein Ende nimmt, kommt es eines Tages zum großen Knall. Anleger wissen das nicht erst seit dem Filmklassiker „Wall Street“. Alle, die schon länger an der Börse aktiv sind, werden sich vielleicht noch an die Aufwertungsphasen des Yen in den Jahren zwischen 2007 und 2011 sowie zwischen 2015 und 2016 erinnern. Damals gerieten die Aktienmärkte empfindlich unter Druck, aber die Renditen der USA legten kräftig zu. Wenn die Anleger dann ihre Positionen aufgeben, sinkt die Liquidität.

Bild: @ depositphotos.com / vodolej

Ulrike Dietz