Präsenzpflicht im Büro und wie sie ausgetrickst wird

Präsenzpflicht im Büro und wie sie ausgetrickst wird

Corona gehört der Vergangenheit an und viele Arbeitgeber verlangen von ihren Angestellten wieder eine Präsenzpflicht im Büro. Viele Arbeitnehmer haben sich aber an das Arbeiten im Haus gewöhnt und möchten eigentlich nicht mehr so gerne in ihr Büro zurückkehren. Sie haben einen neuen Trick, mit dem es möglich wird, die Präsenzpflicht im Büro zu umgehen: Coffee Badging.

Zu Hause ist das neue Büro

Als 2020 die Corona-Pandemie ausbrach, wurden viele Arbeitnehmer ins Homeoffice geschickt. Dies war zunächst ungewohnt, aber mit der Zeit wurde die Arbeit im heimischen Büro normal und nicht wenige sahen darin zahlreiche Vorteile. So wurde der Weg zur Arbeit ebenso wie der Weg zurück nach Hause eingespart. Mehr Freizeit, um sich beispielsweise um die Kinder zu kümmern oder auf einen Handwerker zu warten, nannten viele Arbeitnehmer als große Vorteile der Arbeit zu Hause. Nach dem Ende der Pandemie entschieden sich viele Arbeitgeber für eine Art Hybrid-Modell, eine Mischung aus Präsenzpflicht im Büro und der Arbeit im Homeoffice. Jetzt will die Mehrheit der Unternehmen die Mitarbeiter wieder ins Büro holen.

Ein neuer Weg

Die (alte) neue Präsenzpflicht im Büro passt nicht jedem Arbeitnehmer und so entstand einer neuer Weg, diese Anwesenheitspflicht geschickt zu umgehen: das sogenannte „Coffee Badging“, ein neuer Trend in der Arbeitswelt, um dem Vorgesetzten die Präsenz zu zeigen. Aber wie funktioniert das „Coffee Badging“? Der Angestellte geht in sein Büro und stempelt (Badge ist das englische Wort für Stempel) sich dort ein, wenn das Unternehmen es verlangt. Anschließend verbringt er einige Zeit an seinem Arbeitsplatz und trinkt dort „Coffee“, also einen Kaffee. Streng genommen ist damit die Präsenzpflicht im Betrieb erfüllt. Nachdem einige Zeit vergangen ist, macht sich der Arbeitnehmer wieder auf den Heimweg und arbeitet dann zu Hause weiter.

Weit verbreitet

Die Praxis des „Coffee Badging“ ist in Deutschland bereits weit verbreitet. Dies ergab eine Umfrage von „Owl Labs“, einem Unternehmen für technologische Lösungen, was das Hybrid-Modell bevorzugt. Nach Studien von „Owl Labs“ arbeiten in Deutschland knapp 40 Prozent der Arbeitnehmer mit dem „Coffee Badging“, in den USA sind es sogar fast 60 Prozent. Grundsätzlich haben die befragten Arbeitnehmer kein Problem damit, ins Büro zu kommen, um Präsenz zu zeigen und eine Tasse Kaffee zu trinken. Wichtig ist ihnen weiterhin der Austausch mit den Kollegen und auch bei Konferenzen sind sie anwesend. Es scheint, als hätte der klassische Achtstundentag kaum noch Relevanz. Für die Studie wurden 12.000 Angestellte in den USA und in Europa befragt, in Deutschland nahmen 2000 Arbeitnehmer an der Umfrage teil.

Fazit

In den Augen derjenigen, die immer noch acht Stunden am Tag am Schreibtisch sitzen, ist „Coffee Badging“ etwas für Mitarbeiter, die keine Lust haben, zu arbeiten. In der Umfrage fiel auch öfter das Wort Faulenzer. Von den 2000 Befragten in Deutschland sprachen sich jedoch auch 61 Prozent für ein gesetzliches Recht auf die Arbeit zu Hause aus. Ein Drittel kann sich vorstellen, zu kündigen, falls der Arbeitgeber die Option des Homeoffice nicht mehr anbieten würde. Sieben Prozent müssen nicht lange überlegen, sie würden dem Arbeitgeber sofort den Rücken kehren. Wie dieses „Arbeitsmodell“ rechtlich zu behandelt ist, steht allerdings bisher nicht fest.

Bild: @ depositphotos.com / boggy22

Ulrike Dietz