Obwohl die Zinsen steigen, verschenken Sparer ihr Geld

Obwohl die Zinsen steigen, verschenken Sparer ihr Geld

Wo fühlt sich das Geld der deutschen Sparer besonders wohl? Selbstverständlich auf dem Girokonto. Dort ist es sicher, selbst wenn dabei niemand von den steigenden Zinsen profitieren kann. Das Geld wäre auf einem Tages- oder Festgeldkonto deutlich besser aufgehoben, denn die Zinsen steigen. Trotzdem legen nur wenige Deutsche ihr Geld dort an und verschenken auf diese Weise mehr als 70 Milliarden Euro.

Das Sparbuch ist noch immer da

Der überwiegende Teil des Geldes, das die Deutschen haben, lassen sie entweder auf dem Girokonto liegen, weil es so schön praktisch ist oder sie nutzen das Tagesgeldkonto. Knapp zwei Drittel aller Einlagen lag im Juni noch bei Sparkassen und Banken, und zwar 65 Prozent oder 1,78 Billionen Euro, obwohl die Zinsen steigen. Selbst das gute alte, aber leider völlig aus der Mode gekommene Sparbuch ist noch dabei. Für das Geld dort gibt es gerade einmal 0,34 Prozent Zinsen. Heute sind aber bis zu drei Prozent Zinsen möglich, was das Neunfache dessen ist, was für das Geld auf dem Sparbuch gewährt wird. Dieses Verhalten haben sich die Deutschen während der Niedrigzinsphase zwischen 2015 und 2022 praktisch antrainiert. Die Zinsen steigen jetzt wieder, aber die Deutschen sind es gewohnt, ihr Geld zinslos auf dem Girokonto zu lassen.

Ein großer Renditeverlust

Betrachtet man die aktuelle Situation der Zinsen, dann bedeutet das Verhalten der Deutschen einen riesigen Renditeverlust. Geld auf Girokonten, was nicht verzinst wird, führt im Vergleich zu alternativen Geldanlagen zu sehr hohen Zinsverlusten und damit auch zu einer hohen Geldentwertung. Für das gesamte Jahr 2023 macht dies hochgerechnet einen Betrag von mehr als 47 Milliarden Euro aus. Klassiker, wie das Sparbuch, werden immer noch genutzt, obwohl die Besitzer wissen, dass sie damit Geld verschenken. Bei der Mehrzahl derjenigen, die ihr Geld auf einem Sparbuch anlegen, ist die Sicherheit wichtiger als die steigenden Zinsen.

Tagesgeld statt Girokonto

Wenn die Zinsen steigen, ist es ratsam, das Geld vom Girokonto auf ein Tagesgeldkonto zu bringen. Diese Form des Kontos ist ebenso flexibel wie das normale Girokonto, aber es gibt Zinsen. Der einzige Nachteil eines Tagesgeldkontos ist, dass der Inhaber des Kontos kein Bargeld vom Automaten abheben kann. Zwischen dem Giro- und dem Tagesgeldkonto kann aber jederzeit Geld transferiert werden und wenn beide Konten beim gleichen Geldinstitut sind, passiert das Ganze sogar in Echtzeit. Eine andere Möglichkeit bietet das Festgeldkonto. Bei einer Laufzeit von bis zu zwei Jahren werden im Schnitt 2,23 Prozent Zinsen geboten, bei mehr als zwei Jahren sind es meist 0,91 Prozent. Hier lohnt sich definitiv ein Vergleich, da die Zinsspanne von 3,8 bis 4,3 Prozent reicht.

Fazit

In nur sieben Monaten hat die Europäische Zentralbank den Leitzins von null auf 4,25 Prozent angehoben. Damit sind zwangsläufig auch die Zinsen für Sparguthaben, Fest- und Tagesgeld sowie für Anleihen gestiegen. Die Zinsen der Anleger steigen in der Regel jedoch deutlich langsamer an, da die Sparkassen und Banken den Zinssatz nicht sofort an ihre Kunden weitergeben. Wenn sich die Zinsen in einem kurzen Zeitraum schnell verändern, ist es für alle, die Geld gewinnbringend anlegen wollen, jedoch schwierig, den richtigen Zeitpunkt für die Geldanlage zu finden.

Bild: @ depositphotos.com / thodonal

Ulrike Dietz